27. April 2013

Geschenkte Wurzeln

So heißt der Buchtitel von Janine Kunzes Buch.
Es handelt von ihren ersten 18 Lebensjahren als Pflegekind. Durch Zufall bin ich darauf gestoßen und mich packte sofort die Neugier. Schließlich (wie einige wissen und was auch kein Geheimnis ist) ist das Mausekind auch ein Pflegekind, wenngleich biologisch die Cousine meines Liebsten.
Diese und ein paar andere Tatsachen haben mir ein bisschen durch das Buch geholfen. Doch nicht selten musste ich das Lesen unterbrechen, da mir die Tränen jegliche Sicht nahmen.

Das Mausekind weiß, dass es ein Pflegekind ist und im Bauch einer anderen Frau getragen wurde. Auch weiß sie, dass das nicht alltäglich ist. Sie ist 5, hat die Frau lange nicht gesehen und fragt auch nicht nach ihr. Noch nicht. Es wird sicher nicht mehr lange dauern bis sie konkretere Fragen stellt, da bin ich mir sicher.
Die Antworten bin ich oft durchgegangen und trotzdem befürchte ich, dass sie nicht zufriedenstellend sein werden. Zumindest nicht für immer.
Die Hoffnung ist, dass es ein kleiner Trost für sie sein könnte, dass wir trotzdem ihre richtige Familie sind. Und WIE sie hier rein passt! *lach*
Trotzdem schwingt immer ein wenig die Sorge mit, dass sie sich ungeliebt, verlassen und/oder fremd fühlt. Ihre leibliche Mutter hat sicher nicht viel richtiges getan, doch im entscheidenden Moment war sie wenigstens bereit das Mausekind in bessere Hände zu geben, auch wenn wir uns lange anderes von ihr anhören mussten.

Niemand gibt gern sein Kind ab. Niemand. Und diese Entscheidung rechne ich ihr hoch an, auch wenn es das Einzige ist.

Irgendwann wird das Mausekind die ganze Wahrheit und die Umstände, weshalb alles so ist wie es ist, erfahren, doch das hat alles noch etwas Zeit. Zumindest hoffe ich das ..
Sie wurde diesbezüglich nie von uns angelogen, doch sie erhält jede Information in kleinen Dosen. Mit vielen Dingen kann sie jetzt ja noch gar nichts anfangen.
Und wichtig ist doch, dass sie glücklich ist! Und das ist sie. Sie hat ihre Mama, ihren Papa, ihre Brüder, ihre Oma, Tanten, Cousinen, ihren 2 Jahre älteren Cousin möchte sie heiraten.
Sie liebt Musik, tanzt leidenschaftlich gerne, kann in Dauerschleife "Nemo" gucken, backt gerne und findet malen irgendwie voll doof und langweilig. Sie kann bis 100 zählen, das Alphabet schreiben, schon ein bisschen rechnen. Sie ist eine richtig gute Schwimmerin. Ihre Sturheit und Selbstbewusstsein passt genau zur Familie wie ihr lautes und freches Mundwerk.
Sie wird so sehr geliebt und ich hoffe, dass sie diese Gewissheit immer in ihrem Herzen tragen wird, auch wenn die Pubertät ins Haus kommt. Sie soll ein ganz normaler aufmüpfiger Teenager sein, der auf der Suche nach sich Selbst ist, ohne seine Wurzeln suchen zu müssen.



Janine Kunze hatte es in ihrer Kindheit und Jugend nicht so leicht, da die leibliche Mutter sehr präsent war und das Sorgerecht hatte. Dieses Buch ist nur zu empfehlen, denn es zeigt die Schwierigkeiten auf, die so eine Pflegschaft in den meisten Fällen einfach automatisch mit sich bringt. Eine Adoption ist eine abgeschlossene, sichere Sache. Ein Pflegekind zu haben, bedeutet aber immer, dass es gesetzlich nicht das eigene ist und somit auch einem genommen werden könnte.

Heutzutage ist das glücklicherweise nicht mehr ganz so leicht, doch ein Risiko besteht immer .. auch für uns.





2 Kommentare:

  1. Oh die kleine ist wirklich zuckersüß und ich wünsche euch noch viele viele glückliche Jahre. Ich fand so süß, wie du geschrieben hast das sie "ein ganz normaler aufmüpfiger Teenager sein" soll *schmunzel*

    viele liebe Grüße Iwi

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